Das Reflective-Practitioner-Konzept

Sich selbst und die eigene Arbeit reflektieren zu können, ist eine bedeutsame Fähigkeit. Reflexion hilft zu erkennen, welches die eigenen “Blinden Flecken” sind und ist eine Möglichkeit, sich der eigenen Sonnen- und Schattenseiten bewusst zu werden, sich immer wieder auf Neues einstellen und angemessen handeln zu können. Für Lehrende ist Reflexion besonders wichtig. Das Reflective-Practitioner-Konzept von Schön bietet dazu einen Ansatzpunkt.
Aus dem Inhalt
Einleitung
1. Reflexion in der Lehrer:innenbildung
1.1 Definition Reflexion
1.2 Ursprung der Reflexion für die Pädagogik
1.3 Instrumente der Reflexion
1.4 Einsatz von Reflexion in der Lehrer:innenbildung
2. „Reflective Practitioner“ nach Donald A. Schön
2.1 Grundproblematik
2.2 Knowing-in-action
2.3 Reflection-in-action
2.4 Reflection-on-action
3. „Reflective Practitioner“ in der Lehrer:innenbildung
3.1 Chancen
3.2 Grenzen und Herausforderungen
3.3 Status quo
4 Fazit
Einleitung
„In den letzten Jahrzehnten ist die Reflexion zu einem der grundlegenden Konzepte in der Lehrer*innenbildung geworden und gilt heute als eine der bedeutsamsten Fähigkeiten für den Lehrberuf“ (Korthagen et al., 2002 zitiert in Albert et al., 2022, S. 22).
Entgegen der Annahme, Reflexion sei noch nicht verbreitet in der Lehrer:innenbildung, kann nach eingehender Literaturrecherche festgestellt werden, dass Reflexion als Kernkompetenz von Lehrer:innen gesehen wird und eine wichtige Rolle in der Lehrer:innenbildung spielt (vgl. Hierdeis, 2009, S. 7; Reintjes & Kunze, 2022, S. 9; Weinberger, 2013, S. 39, 117 f.). „Begründung dafür ist u. a. der hohe Komplexitätsgrad pädagogischer Situationen“ (Weinberger, 2013, S. 117).
Reflexion kann vielseitig umgesetzt werden, ein Ansatz ist das „Reflective-Practitioner- Konzept“ nach Donald A. Schön. In seinem Buch beschreibt der Professor unter anderem eine Möglichkeit der Reflexion während einer Handlung. Diese Hausarbeit soll eine Antwort auf die Frage liefern, inwiefern in diesem Konzept eine Chance für angehende Lehrer:innen gesehen werden kann und welche Herausforderungen diese Art der Reflexion mit sich bringt.
Im ersten Kapitel wird der Reflexionsbegriff definiert. Dabei wird auch ein Blick auf den Ursprung der Reflexion für die Pädagogik und Reflexionsinstrumente geworfen. Kapitel eins schließt ab mit einem aktuellen Blick darauf, wie Reflexion bereits in der Lehrer:in- nenbildung umgesetzt wird. Das zweite Kapitel beschreibt Donald A. Schöns Denkansatz, unterteilt in seine Grundproblematik sowie die drei Reflexionsmodi. Im dritten Kapitel soll abschließend die Forschungsfrage beantwortet werden, indem Chancen, Herausforderungen und aktuelle Anwendungen des Konzepts nach Schön diskutiert werden. Das Fazit schließt die Hausarbeit ab.
Fazit
Durchgehend zu erkennen ist, ist, dass das „Reflective-Practitioner-Konzept“ im Allgemeinen auf jeden Fall eine Chance für die Lehrer:innenbildung bietet. Speziell der dritte Modus „Reflection-on-action“, also das nachträgliche Reflektieren und Bewerten von Unterrichtssituationen, ist weit verbreitet, wird in jeglicher Literatur thematisiert und empfohlen und in der Lehrer:innenbildung flächendeckend eingesetzt.
Blickt man allerdings auf den Modus „Reflection-in-action“, gehen die Meinungen auseinander. Als Herausforderungen nennen Autor:innen und Wissenschaftler:innen potenzielle Überforderung bei angehenden Lehrer:innen, wenn sie ohne Praxiserfahrung in Handlungen reflektieren sollen, obwohl sie noch nicht einmal das Handeln selbst beherrschen. Des Weiteren werfen sie diesem Modus eine Unterbrechung der Handlung vor. Dem gegenüber stehen folgende Chancen des Modus „Reflection-in-action“: Der Einsatz dieses Reflexionsvorgehens kann als Lösungsansatz für die Heterogenität in Schulklassen dienen. Außerdem bietet er ein optimales Instrument für unvorhersehbare Ereignisse sowie bei individuell zu lösenden Problemen.
Trotz der nicht irrelevanten Herausforderungen sehe ich eine große Chance im Modus „Reflection-in-action“. Aus Schöns Beispielen wird zum einen deutlich, wie im Reflexionsmodus „Reflection-in-action“ vorgegangen wird, zum anderen bieten sie einen Transfer in die Lehrer:innenbildung. Die Heterogenität in Schulklassen ist ein aktuelles Problem, das überwunden werden muss. Die Inhalte der Lehrer:innenbildung können nicht universell und verallgemeinert im späteren Berufsalltag eingesetzt werden. Außerdem ist es gerade in der Lehrer:innenbildung der Fall, dass sie nie abgeschlossen ist. Angehende Lehrer:innen und auch erfahrene Lehrkräfte lernen mit jeder Herausforderung etwas Neues, erweitern ihren Erfahrungsschatz und entwickeln sich dadurch stetig weiter. Sie können dabei, wie Schön beschreibt, durch intuitives Handeln auf verborgenes Wissen zugreifen, das nur vom Vorschein kommt, wenn sie gerade in einer Handlung stecken.
Schüler:innen benötigen individuelle Lösungen in Problemsituationen, und zwar dann, wenn die Probleme aufkommen. Sie müssen sich verstanden fühlen und im Handeln der Lehrkraft eine Perspektive für sich sehen. Reflektiert die Lehrkraft in der Handlung, kann sie in diesem Moment auf die Schülerin oder den Schüler eingehen, direkt reagieren und gemeinsam mit ihr/ihm eine Lösung finden. Natürlich werden angehende Lehrer:innen zu Beginn überfordert sein, sie werden auch scheitern und keine Lösung für das Problem der Schüler:innen finden. Doch das kann auch passieren, wenn sie nachträglich reflektieren.
Das nachträgliche Vorgehen stellt meines Erachtens keine Garantie dar, nicht zu scheitern. Auch in diesem Modus werden Fehler gemacht, weswegen dieses Argument für mich kein Gegenargument für den Einsatz des Modus „Reflection-in-action“ darstellt. Übung macht den Meister, aus Fehlern lernt man – diese beiden Redewendungen passen meiner Meinung nach sehr gut in die Lehrer:innenbildung. Zudem sollten Erlebnisse – ob positiv oder negativ – im Konzept von Schön nicht als Erfolg oder Misserfolg gesehen werden, sondern als Möglichkeit, neue Theorien zu entwickeln und Erfahrungen zu sammeln. Auch dieser Fakt spricht gegen die Aussagen der Kritiker. Kompetente und professionelle Lehrkräfte haben für mich die Eigenschaften, die ein „Reflective Practitioner“ nach Donald A. Schön besitzt, wenn er in der Handlung reflektiert.
Über mich

Mein Name ist Laura Mildenberger. Ich arbeite in einem mittelständischen Maschinenbauunternehmen im Süden von Deutschland und betreue dort als Teamleiterin die Themen „Digitale Bildung“ und „Technische Dokumentationen“.
Seit Januar 2022 studiere ich an der Hochschule Fresenius im Masterstudium „Bildung, Medien und Digitalisierung M.A“ und möchte mein Wissen zu diesen drei Themen vertiefen, um sie in meinem Beruf einsetzen zu können.
Kontakt: laura.mildenberger@gmx.de
Titelbild: high-self-esteem-illustration_10981017 | Image by Freepik
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Laura Mildenberger (30. Mai 2023). Das Reflective-Practitioner-Konzept. Bildung - Mensch - Medien. Abgerufen am 14. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/m0n4