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Online-Lehre in der Studieneingangsphase

Die Studieneingangsphase ist vor dem Hintergrund der Chancengleichheit im Bildungssystem von großer Bedeutung, zum einen da sich Studierende in dieser Zeit in einem neuen Teilsystem der Gesellschaft wiederfinden müssen und zum anderen da der Bildungserfolg stark von dieser Phase abhängen kann. Welchen Einfluss hat (oder hatte) die Online-Lehre in dieser Phase? Eine beispielhafte Fallanalyse an einer italienischen Hochschule.


Online-Lehre in der Studieneingangsphase. Analyse kritischer Anforderungen an einer italienischen Hochschule

von Natascha Dworschak

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Aus dem Inhalt

1.     Einleitung oder Italien in der European Education Area
2.     Passung individueller und institutioneller Faktoren: Die Studieneingangsphase
3.     Studieren an italienischen Hochschulen in Zeiten der Covid-19-Pandemie
4.     So offen wie möglich, so strukturierend wie nötig: Empirische Untersuchung
5.     Fazit und Ausblick

Einleitung (Auszug)

Diese Arbeit widmet sich den konkreten Anforderungen und Herausforderungen, vor denen Studierende der geisteswissenschaftlichen und sozialen – genauer der literatur- und geisteswissenschaftlichen – Fächergruppen an italienischen Hochschulen in ihrer Studieneingangsphase stehen. Dabei spielt seit Anfang 2020 auch die Covid-19-Pandemie eine große Rolle in Italien.

Die Studieneingangsphase (STEP) ist vor dem Hintergrund der Chancengleichheit im Bildungssystem von großer Bedeutung, zum einen da sich Studierende in dieser Zeit in einem neuen Teilsystem der Gesellschaft wiederfinden müssen und zum anderen da der Bildungserfolg stark von dieser Phase abhängen kann. Der Studieneingangsphase und der damit einhergehenden kritischen Anforderungen wird deshalb Kapitel 2 gewidmet. Da die Covid-19-Pandemie nicht nur auf die Unterrichtsmodalität selbst Einfluss ausübte, sondern mit anderen Herausforderungen einherging, werden in Kapitel 3 Daten vorgestellt, die die Situation von Studierenden während der Pandemie bzw. der DAD (didattica a distanza, DAD) skizzieren sollen. […] Für das definierte Erkenntnisinteresse wurde ein leitfadengestütztes Interview mit einer Studentin durchgeführt, die
ihr Studium im Oktober 2020 begann. Da zur STEP an italienischen Hochschulen kein Forschungsstand vorliegt, ist dies eine explorative qualitative Studie[.]

Zusammenfassung (Auszug)

Mit der DAD gingen zwar auch Vorteile einher, bspw. das Aufzeichnen von Veranstaltungen, aber auf die persönliche, organisatorische und soziale Ebene hatte sie dennoch starke Auswirkungen. Dabei wurden z.B. fehlende Ressourcen, Medien und Kompetenzen identifiziert – sowohl bei den Studierenden als auch an der Hochschule, was die Teilnahme an der DAD erschwerte, Studierende demoralisierte und sie unter großen Druck setzte. Die sozialen Kontakte zu Mitstudierenden, aber auch zum eigenen sozialen Umfeld konnten in dieser Zeit kaum aufgebaut oder gepflegt werden. Zusätzlich fehlten den Dozierenden nicht nur Kompetenzen in der Online-Lehre, sondern oftmals auch ein Verständnis für die Situation der Studierenden. 

Infolge der DAD verschoben sich manche der kritischen Anforderungen, die für die STEP typisch sind, auf das zweite oder gar das dritte Studienjahr, bspw. der Aufbau von Peer-Beziehungen. Durch die erschwerte Teilnahme an den Lehrveranstaltungen, was z.B. auch das Folgen von Lehrinhalten beeinflusste, wird argumentiert, dass sich die STEP und damit auch der Sozialisationsprozess in die Hochschule durch die DAD verlängert hat. Das wiederum hat Auswirkungen auf das weitere Studium – und womöglich auch darüber hinaus. Die identifizierten Auswirkungen auf das zweite Studienjahr betrafen vor allem die technisch-digitalen Voraussetzungen für und Umsetzung von Online- bzw. hybrider Lehre, während dann im dritten Studienjahr diese aufgrund der Präsenzlehre wegfiel – und soziale Beziehungen aufgebaut werden konnten. Hinzu traten allerdings kritische Anforderungen, größtenteils auf organisatorischer Ebene, die zwar nicht mehr unbedingt DAD-spezifisch waren, aber dafürsprechen, dass der Sozialisierungsprozess nicht abgeschlossen ist.

Obwohl laut dargestelltem Forschungsstand vor allem organisatorische und personale Schwierigkeiten eine herausragende Bedeutung für die Studierenden in ihrer STEP haben, und die soziale Dimension in den Hintergrund rückte, wurde ihr doch während der Pandemie eine größere Rolle zuteil. Basierend auf den Befunden dieser Arbeit ist davon auszugehen, dass die Covid-19-Pandemie noch langfristig Folgen für den Studienerfolg und -abbruch haben wird. Weshalb in der Studiengangplanung und -weiterentwicklung das multidimensionale Konzept des Studienerfolgs vor allem vor dem Hintergrund von Herausforderungen, die mit der Pandemie und der DAD einhergingen und noch immer einhergehen, mitgedacht werden müssen. Dazu müssen auch spezifischere Zielgruppendefinitionen, Lehr- und Lernformate, Didaktiken und Inhalte eine bedeutende Rolle spielen (vgl. Key & Hill, 2018, S. 6).

In dieser explorativen Untersuchung konnten die von Trautwein & Bosse (2017) definierten kritischen Anforderungen auf den italienischen Hochschulkontext übertragen werden. Allerdings sind zum einen DAD-spezifische Anforderungen hinzugekommen, z.B. die technisch-digitale Komponente von Lehr- und Lernarrangements. Zum anderen deutet die Äußerung der Studentin über die fehlende Möglichkeit, sich wissenschaftliche Arbeitsweisen anzueignen, darauf hin, dass die kritischen Anforderungen an italienischen Hochschulen dennoch anders gelagert oder anders definiert sein könnten. Dazu benötigt es aber größerer Untersuchungen zu den kritischen Anforderungen von Studierenden an italienischen Hochschulen aller Fächergruppen. Des Weiteren wird empfohlen, mehr Forschung über die mittel- und längerfristigen Auswirkungen der Pandemie und der DAD auf das Studium und in der Folge auch dem Studienerfolg von Studierenden verschiedenster Fächergruppen geordert. Dazu müssen auch weitere Akteur:innen, neben den Studierenden, miteinbezogen werden, um ein ganzheitlicheres Bild der STEP zu geben. 


Über die Autorin

Natascha Dworschak studiert im Master Bildung, Management und Führung an der Hochschule Fresenius und war bis 2023 als DAAD-Lektorin an der Universität Roma Tre (Rom, Italien) tätig. Im Anschluss an ihren binationalen Bachelor in Deutsch-Italienischen Studien an den Universitäten Bonn und Florenz studierte sie im Master Germanistik im Kulturvergleich an der Universität Heidelberg.

Schon in ihrem Beifach des Masters setzte sie sich mit Bildungswissenschaften – Schwerpunkt Organisationsentwicklung – auseinander. Zu ihren Schwerpunkten gehören Deutsch als Fremd-/Zweitsprache, Soziolinguistik und Erwachsenenbildung.

Kontakt: dworschak.natascha@stud.hs-fresenius.de


Titelbild: #23991388_6895877 on pixabay.com


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Natascha Dworschak (27. März 2024). Online-Lehre in der Studieneingangsphase. Bildung - Mensch - Medien. Abgerufen am 15. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/w468


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