E-Mail-Literacy

Benötigen Erwachsene Medienkompetenz? Man könnte meinen, dass wir nach so vielen Jahren des Arbeitens mit Medien und eines überwiegend digitalen Austauschs – im Privaten wie im Beruflichen – die Regeln einer gelingenden Kommunikation recht meisterhaft beherrschen. Doch weit gefehlt: Nicht angemessene Anrede, Schwierigkeiten in Satzbau und Sprache und schwer verständliche Beschreibung des Anliegens führen zu Frustration in der digitalen Kommunikation. Wie nun Medienkompetenz im Erwachsenenalter entwickelt und verstärkt werden kann, untersuchte Natascha Dworschak in der hier vorliegenden Publikation.
Aus dem Inhalt
1 Einleitung
2 Medienpädagogische Grundbegriffe
2.1 Sozialisation und Mediensozialisation
2.2 Medienkompetenz und Digital Literacy
3 E-Mail-Literacy
3.1 Bedeutung der E-Mail
3.2 Forschungsstand
3.3 Herleitung von E-Mail-Literacy im akademischen Kontext
4 Zusammenfassung und Ausblick
Einleitung
Diese Arbeit widmet sich der Bedeutung von Medienkompetenz im Erwachsenenalter im Allgemeinen und E-Mail-Literacy bei Studierenden im Spezifischen. In der Arbeit sollen die Fragen beantwortet werden, was E-Mail-Literacy ist und ob bzw. warum E-Mail-Literacy im jungen Erwachsenenalter von Bedeutung ist. Der Fokus liegt auf Studierenden, da die Verwendung dieses Kommunikationsmittels in dieser Altersgruppe und im Kontext der Hochschule ein sehr weit verbreitetes ist. Die Fragen werden aus medienpädagogischer Sicht beantwortet, denn das Ziel der Arbeit ist es, einen Entwurf von E-Mail-Literacy – basierend auf dem aktuellsten Forschungsstand – vorzustellen. Es wird argumentiert, dass Digital Literacy im Allgemeinen und E-Mail-Literacy im Besonderen Kompetenzen umfassen, die in der heutigen Gesellschaft grundlegend sind, erworben werden müssen und deshalb Teil der Medienpädagogik sein müssen.
Zu diesem Zweck werden im zweiten Kapitel medienpädagogische Grundbegriffe dargestellt: In der Sozialisation spielen Medien – vor allem digitale Medien – eine immer bedeutendere Rolle. Deshalb wird die Mediensozialisation als Grundbegriff der Medienpädagogik vorgestellt, ihr kommt dabei eine Doppelrolle zu: Zum einen beeinflussen Medien die Persönlichkeitsentwicklung der Menschen, zum anderen werden Fähigkeiten benötigt, um mit Medien angemessen umgehen zu können. Deshalb bedarf es im medienpädagogischen Kontext eines Modells von Medienkompetenz, da sie „weder durch familiale Erziehung noch durch Sozialisation oder die individuelle Nutzung von Medien in der Freizeit allein erworben werden kann“ (KMK 2012: 4). Weiterhin fordert die KMK (2012: 4)
“eine grundlegende, umfassende und systematische Medienbildung im Rahmen der schulischen Bildung […]. Zudem ist zeitgemäße Bildung in der Schule nicht ohne Medienbildung denkbar; sie ist als wichtiger Beitrag zu Lernprozessen zu sehen, die aus Wissen und Können, Anwenden und Gestalten sowie Reflektieren, Bewerten, Planen und Handeln erwachsen. Medienkompetenz leistet einen Beitrag zu persönlichen und beruflichen Entwicklungsperspektiven und kann mit Blick auf Medienwirkungs- und Mediennutzungsrisiken präventiv wirken.”
Daraus ergeben sich pädagogische Implikationen, aber nicht nur für die schulische Bildung. Eine große Bedeutung kommt im Rahmen der Medienkompetenzen den digitalen Medien zu, weshalb das Konzept der Media and Information Literacy der UNESCO dargestellt wird. Zu diesem zählt auch die Digital Literacy and Teilkompetenz, zu welcher wiederum die E-Mail-Literacy gezählt wird.
Zusammenfassung (Auszug)
Es ist Teil von Sozialisationsprozessen, Normen und Werte der Gesellschaft zu lernen, Handlungspraktiken zu erlernen usw. Die Hochschule als Teilsystem der Gesellschaft verfügt über gewisse Werte, Normen, Handlungspraktiken, die sich von anderen Teilsystemen unterscheiden. Mit dem Eintritt in die Hochschule muss das Individuum ggf. erst in diesem Teilsystem sozialisiert werden. Daraus lässt sich schließen, dass die Probleme, die Studierende bezüglich E-Mail-Korrespondenz in ihrer Zweit-/oder Fremdsprache haben, auch auf Studierende zutreffen könnte, die in ihrer Erstsprache kommunizieren müssen. Diese Annahme wurde von der Studie durch Konuk (2021) gestützt. Die Bedeutung eines Kompetenzmodells der E-Mail-Literacy begründet sich zum einen aus der Bedeutung der E-Mail als das am meisten verwendete Kommunikationsmedium; zum anderen aus den negativen Auswirkungen, die fehlende Kompetenzen diesbezüglich auf eine erfolgreiche E-Mail-Korrespondenz und somit sogar auf das Studium haben kann (vgl. Chen 2006; Konuk 2021).
Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Definition der E-Mail-Literacy erarbeitet: Sie ist als die autonome, kritische, ethische und effektive Nutzung des Kommunikationsmediums E-Mail zu verstehen, das sprachlich, gesellschaftlich-normativ und medial angemessen verwendet wird, wodurch das Ziel der Teilnahme an persönlichen, professionellen und gesellschaftlichen Handlungen – hier erfolgreiche Kommunikation bzw. Korrespondenz – ermöglicht wird. Dafür wurde eine Skizze zur genaueren Definition und Beschreibung von E-Mail-Literacy im akademischen Kontext erarbeitet.
Das vorgestellte Kompetenzmodell ist allerdings ein erster Entwurf und stößt an Grenzen. Erstens gibt es inhaltliche Einschränkungen: Die definierten Kategorien und Subkategorien stammen aus einer Studie, deren Ziel nicht die Beschreibung von E-Mail-Literacy per se war, sondern die Identifizierung von Defiziten aufseiten der Studierenden. Eine Herausarbeitung von Kompetenzen aus einer defizitären Sicht könnte zu einem bias führen, insofern es sich limitierend auf die Kategorien und Subkategorien auswirkt. Die Nutzung des Mediums wurde außerdem im Kontext der Hochschule – genauer in der Korrespondenz zwischen Studierenden und Hochschulpersonal – bewertet. Andere Handlungskontexte wie geschäftlicher oder privater E-Mail-Verkehr werden damit nicht mit abgedeckt. Eine Überprüfung des Kompetenzmodells, ausgehend von einer unvoreingenommenen (also nicht negativen) Untersuchung ist wünschenswert.

Natascha Dworschak studiert im Master Bildung, Management und Führung an der Hochschule Fresenius und ist seit 2018 als DAAD-Lektorin an der Universität Roma Tre (Rom, Italien) tätig. Im Anschluss an ihren binationalen Bachelor in Deutsch-Italienischen Studien an den Universitäten Bonn und Florenz studierte sie im Master Germanistik im Kulturvergleich an der Universität Heidelberg.
Schon in ihrem Beifach des Masters setzte sie sich mit Bildungswissenschaften – Schwerpunkt Organisationsentwicklung – auseinander. Zu ihren Schwerpunkten gehören Deutsch als Fremd-/Zweitsprache, Soziolinguistik und Erwachsenenbildung.
Kontakt: dworschak.natascha@stud.hs-fresenius.de
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OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Natascha Dworschak (15. Mai 2023). E-Mail-Literacy. Bildung - Mensch - Medien. Abgerufen am 15. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/m0n2