Wenn Alt von Jung lernt

Der „Digital Skill Gap”, so stellte die Initiative D21 e.V. unlängst fest, wächst. Kaum ein Lebensbereich ist nicht von der Digitalisierung betroffen. Dies bedeutet, zu lernen, die digitalen Angebote auch angemessen nutzen zu können – mit all ihren Möglichkeiten und Begrenzungen. Zunehmend, so scheint es, bedeutet digitale Teilhabe auch soziale Teilhabe – wer nicht dabei ist, wird mehr und mehr aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Eine neue soziale Ungleichheit entsteht. Wie kann es gelingen, insbesondere ältere Menschen auf diesem Weg mitzunehmen? Dies untersuchte Svenja Nolte in einem Praxisprojekt.

Wenn Alt von Jung lernt – Wie junge Menschen durch die Vermittlung von Medienkompetenzen die digitale Teilhabe von Senior*innen vorantreiben
Entwicklung eines generationsübergreifenden Projektes zur Förderung digitaler Teilhabe älterer Menschen durch die Vermittlung von Medienkompetenzen
Aus dem Inhalt
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Medienkompetenzmodell – DigComp
2.2 Intergenerationelles Lernen
2.3 Digitale Teilhabe und Digitale Exklusion
3 Das Projekt „Wenn Alt von Jung lernt“
3.1 Zielgruppe
3.2 Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit
3.3 Vision und Zielsetzung
3.4 Durchführung des Projektes
3.4.1 Zugang und Anmeldung
3.4.2 Personelle, räumliche und materielle Rahmenbedingungen
3.4.3 Zeitliche Planung
3.4.4 Finanzierung
3.4.5 Vorstellung einer Veranstaltung
3.4.6 Evaluation und Nachhaltigkeit
4 Fazit
Einleitung
„Menschen mit […] hohem Alter drohen durch den ‚Digital Skills Gap‘ abgehängt zu werden!“ (Initiative D21 e.V., 2021, S.14). Dies ist ein Kernergebnis der Sonderstudie zum D21-Digital- Index 2020/2021. Auch die Studie D80+ „Hohes Alter in Deutschland“ kommt zu dem Ergebnis: „Hochaltrige sind digital abgehängt“ (Reissmann et al., 2022, S.3). Die Auswirkungen der Digitalisierung sind in allen Lebensbereichen spürbar und die Entwicklung digitaler Kompetenzen wird als Schlüssel zu digitaler Teilhabe und daraus resultierender gesellschaftlicher Teilhabe gesehen (Initiative D21 e.V., 2021, S.6; Berner, Endter & Hagen, 2020, S.13). Digitale und soziale Teilhabe sind immer mehr miteinander verknüpft und die digitalen Kompetenzen gelten als „neue Determi- nante sozialer Ungleichheit“ (Ehlers et al., 2020, S.5 zit. n. Pelizäus-Hoffmeister, 2013).
Diese aktuellen Erkenntnisse weisen auf eine bedeutende wissenschaftliche bzw. praktische Problemstellung hin. Die Gruppe der älteren Menschen gilt im Zusammenhang mit digitaler Teilhabe und digitalen Kompetenzen als vulnerable Gruppe, welche von einer gesellschaftlichen Exklusion bedroht ist (Ehlers et al., 2020, S.10). Dieses Problem der digital abgehängten Altersgruppen löst sich jedoch nicht von allein, sondern bedarf dem Auf- und Ausbau digitaler Kompetenzen als lebensbegleitende Aufgabe (Ehlers et al., 2020, S.5). An dieser wissenschaftlichen Problemstellung setzt das hier skizzierte Projekt an.
Es ist ein intergenerationelles Projekt, bei welchem junge Menschen die Gruppe der Senior*innen unterstützen, ihre Medienkompetenzen zu entwickeln und voranzutreiben, um digitale Teilhabe zu ermöglichen. Hierzu wurde eine Veranstaltungsreihe entwickelt, welche unterschiedlichste Themen aus dem digitalisierten Alltag der Senior*innen auf- greift und praktisch vermittelt. Die jungen Menschen stammen aus der Generation Z und werden als digital natives bezeichnet, da sie in der Welt der digitalen Medien aufgewachsen sind (Siepermann, k.D.). Sie sind vertraut mit den neuen Medien und können zudem schnell mit neuen Medien umgehen oder die Funktionen adaptieren (Weis, 2012). Diese Tatsache wird im hier vorgestellten Projekt als Stärke zur Weitergabe von Medienkompetenzen genutzt, was das Projekt von den meisten anderen in diesem Bereich unterscheidet. Das Projekt „Wenn Alt von Jung lernt“ zielt darauf ab, eine praktische Lösung für folgende Fragestellung zu liefern: „Inwiefern kann die GenZ dazu beitragen, die Medienkompetenzen von Senior*innen auf- und auszubauen, um der digitalen Exklusion entgegenzuwirken?“
Fazit (Auszug)
Das Projekt „Wenn Alt von Jung lernt“ setzt sich mit der Problemstellung der digital Abgehängten Generation und der daraus folgenden digitalen Exklusion der Bevölkerungsgruppe der älteren Menschen auseinander. Das Projekt ist eine neuartige und innovative Möglichkeit, die Kompetenzen der digital natives aus der Generation Z zu nutzen, um die älteren Menschen in ihrer digitalen Teilhabe zu stärken.
Bisher ist das Projekt zur Umsetzung in der Stadt Hilden geplant, jedoch wäre es in Zukunft sinnvoll, dass das Projekt deutschlandweit zum Einsatz kommt, damit der bestehende digital skills gap geschlossen werden kann. Weiterhin wäre es denkbar, aus dem Veranstaltungskalender verschiedene Kurse zu entwickeln, welche über einen bestimmten Zeitraum laufen. Die Senior*innen könnten dann z.B. immer einen Paten von den jungen Menschen bekommen, sodass sie immer den gleichen Ansprechpartner haben. Die Förderung der digitalen Teilhabe älterer Menschen ist unvermeidbar, damit sie ihr Leben weiter selbstbestimmt leben können und an der Gesellschaft teilhaben können, denn die Digitalisierung ist schon jetzt in allen Lebensbereichen spürbar (Initiative D21 e.V., 2021, S.6; Berner, Endter & Hagen, 2020, S.13). Das Projekt „Wenn Alt von Jung lernt“ bietet hierfür einen Ansatzpunkt und hat die Möglichkeit als neuartiges Projekt mithilfe einer kontinuierlichen Weiterentwicklung und Verbreitung, der vulnerablen Gruppe der älteren Menschen in Deutschland zu helfen, nicht den Anschluss an die anderen Generationen zu verlieren und die Digitalisierung als Chance für ein partizipatives und selbstständiges Leben zu sehen.
Über die Autorin

Svenja Nolte ist von Beruf Ergotherapeutin. Derzeit hat sie die stellvertretende Schulleitung einer Berufsfachschule für Therapieberufe im Bereich der Ergotherapie inne und ist hier auch als Dozentin tätig. Demnächst übernimmt sie die Autorenschaft für digitale Lehrmedien für die Ergotherapieausbildung im Rahmen einer Projektteilnahme.
Als Ergotherapeutin in einer Praxis mit dem Schwerpunkt Pädiatrie ist Svenja Nolte spezialisiert auf die Therapie in Institutionen, wie Grundschule und Kindergärten.
Svenja Nolte absolvierte ein Studium von 2018 bis 2020 mit dem Abschluss als Bachelor of Science in Occupational Therapy an der Zuyd Hogeschool (Heerlen, NL). Seit 2021 studiert sie im Masterstudiengang Bildung, Medien, Digitalisierung (M.A.) an der Hochschule Fresenius, Fachbereich onlineplus.
Kontakt: sv.nolte@web.de
Titelbild: medium-shot-man-teen-looking-tablet | http://freepik.com
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Svenja Nolte (2. Mai 2023). Wenn Alt von Jung lernt. Bildung - Mensch - Medien. Abgerufen am 17. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/m0my